Cambridge – schon der Name weckt Bilder von verträumten Backsteinhäusern, prächtigen Kapellen und der ehrwürdigen Aura einer der weltweit renommiertesten Universitäten. Doch die Stadt ist weit mehr als eine historische Kulisse. Hinter den alten Mauern und den Kopfsteinpflastergassen verbirgt sich eine faszinierende Vielfalt an architektonischen Stilen, die Tradition und Innovation harmonisch miteinander verbinden. Lassen Sie sich von uns auf eine Entdeckungsreise durch die Architektur von Cambridge mitnehmen – eine Stadt, in der Vergangenheit und Zukunft Hand in Hand gehen.
Ein Hauch von Geschichte - Gotik in Perfektion
Beginnen wir mit dem wohl berühmtesten Wahrzeichen: der King’s College Chapel. Dieses Meisterwerk des „perpendicular style“, der hochgotischen Architektur des 14. und 15. Jahrhunderts, wurde im 15. Jahrhundert erbaut und ist bis heute eines der bekanntesten Bauwerke Englands.
Exkurs: Perpendicular Style
Der perpendicular style ist die Krönung der englischen Gotik und besticht durch seine imposante Vertikalität und klare Struktur. Hohe, schmale Fenster, deren kunstvolle Sprossen wie senkrechte Pfeile in den Himmel ragen, prägen diesen Stil ebenso wie riesige Glasflächen, die Licht und Farbe in die Räume zaubern. Besonders beeindruckend ist das filigrane Fächergewölbe, das sich wie eine steinerne Krone über den Innenräumen entfaltet.
Die King’s College Chapel: Ein Meisterwerk der Gotik und lebendiges Zentrum des Glaubens
Die Kapelle fasziniert mit ihren gewaltigen bunten Glasfenstern, die biblische Geschichten und historische Ereignisse in atemberaubender Detailtreue zeigen. Noch beeindruckender ist das filigrane Fächergewölbe im Inneren – eines der schönsten seiner Art weltweit. Doch die King’s College Chapel ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch ein lebendiger Ort. Regelmäßige Gottesdienste und das berühmte Weihnachtskonzert mit dem „Festival of Nine Lessons and Carols“ machen sie zu einem Symbol spiritueller und kultureller Bedeutung.
Colleges und Kirchen: Ein Spaziergang durch die Jahrhunderte
Die Colleges von Cambridge sind mehr als nur Orte des Studiums – sie sind architektonische Meisterwerke, die Geschichten aus Jahrhunderten erzählen. Vom majestätischen Trinity College bis zum romantischen St John’s College verbindet sich hier gotische Pracht mit dem Charme des elisabethanischen Stils. Viele dieser Gebäude sind für die Öffentlichkeit zugänglich, wenn auch nur außerhalb der Prüfungszeiten.
Great St. Mary’s Church
Nicht weit entfernt thront die Great St. Mary’s Church, ein weiteres Juwel des „perpendicular style“. Ihr Turm bietet einen Panoramablick über die Dächer von Cambridge – ein Erlebnis, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Einen Schritt weiter in die Vergangenheit führt die älteste Kirche der Stadt: Saint Benet’s, deren Ursprünge bis ins 10. Jahrhundert zurückreichen.
Holy Sepulchre - Round Church
Ein absolutes Highlight ist auch die Holy Sepulchre, besser bekannt als die Round Church. Diese normannische Rundkirche aus dem 12. Jahrhundert ist von der gleichnamigen Kirche in Jerusalem inspiriert und hebt sich mit ihrer einzigartigen Form deutlich von den eher rechteckigen Bauwerken der Stadt ab.
Moderne Kontraste: Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts
Cambridge mag für seine Geschichte berühmt sein, doch die Stadt blickt auch in die Zukunft. Moderne Architekturprojekte setzen selbstbewusste Akzente im traditionellen Stadtbild. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Gebäude der Fakultät für Rechtswissenschaften, entworfen von dem weltbekannten Architekten Norman Foster. Fertiggestellt im Jahr 1996, verbindet das Gebäude Stein- und Glaselemente zu einem harmonischen Ganzen. Die Transparenz des Designs steht symbolisch für Offenheit und Fortschritt – Werte, die auch die akademische Arbeit in Cambridge prägen.
Auch der Hervey Court, ein Wohnkomplex aus den 1960er-Jahren, sorgt bis heute für Diskussionen. Mit seiner kantigen, radikalen Gestaltung polarisiert er die Meinungen und erinnert daran, dass auch in Cambridge mutige Innovationen ihren Platz finden.
Ein weiteres Beispiel für die moderne Seite der Stadt ist das Cambridge Biomedical Campus, ein Zentrum für medizinische Forschung und Innovation. Hier zeigt sich, dass Cambridge nicht nur die Vergangenheit bewahrt, sondern auch als Vorreiter für zukünftige Entwicklungen dient.
Die Straßen erzählen ihre Geschichten
Die Straßen von Cambridge laden dazu ein, in die Vergangenheit einzutauchen. Besonders die King’s Parade, eine der Hauptstraßen der Stadt, ist gesäumt von gut erhaltenen historischen Gebäuden, die die traditionelle englische Architektur widerspiegeln. Ein Spaziergang hier gleicht einer Reise in vergangene Jahrhunderte. Doch Cambridge bleibt nicht stehen. Neue Bauprojekte, wie innovative Studentenwohnheime oder hochmoderne Forschungseinrichtungen, setzen selbstbewusste Akzente und beweisen, dass Geschichte und Gegenwart sich hier perfekt ergänzen.
Warum Cambridge begeistert
Cambridge ist ein Ort der Gegensätze, an dem Tradition und Moderne in einem ständigen Dialog stehen. Die Architektur der Stadt erzählt Geschichten von Ruhm, Glauben, Wissenschaft und dem Streben nach Exzellenz. Jeder Spaziergang durch Cambridge ist eine Zeitreise – von den ehrwürdigen Kapellen und Colleges bis hin zu mutigen, futuristischen Gebäuden, die einen Blick in die Zukunft werfen.
Fazit
Ganz gleich, ob Sie ein Tourist, ein Geschichtsfan oder ein Architekturliebhaber sind: Cambridge lädt Sie ein, innezuhalten, seine Schönheit zu bewundern und Inspiration zu finden. Denn diese Stadt beweist, dass Vergangenheit und Zukunft mehr gemeinsam haben, als man denkt – und dass große Ideen überall ihren Ursprung haben können.