Cambridge ist nicht nur eine charmante Stadt mit rund 145.000 Einwohnern, von denen 35.000 Studierende sind, sondern auch eines der weltweit führenden Zentren für Bildung und Forschung. Die Stadt hat eine faszinierende Geschichte, die bis in die Bronzezeit zurückreicht und eng mit der Entwicklung der University of Cambridge verknüpft ist.
Die frühen Wurzeln: Granta Brygg
Die ersten Siedlungen auf dem Gebiet des heutigen Cambridge entstanden bereits in der Bronzezeit. Der Name “Cambridge” stammt vom Fluss Granta (heute Cam), der der Stadt ihren ursprünglichen Namen “Grantabrycge” gab, was „Brücke über den Granta“ bedeutet. Im 13. Jahrhundert profitierte Cambridge wirtschaftlich vom Fluss und seiner Rolle als Handelsweg bis nach King’s Lynn. Als Marktstadt zogen die Wochenmärkte und eine jährliche Messe Händler aus ganz Ostengland an. Cambridge war landesweit für seine Leder- und Baumwollindustrie bekannt. Ihre strategische Lage am Fluss machte sie zu einem beliebten Handelsplatz.
Die Gründung der University of Cambridge
Ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der Stadt war die Gründung der University of Cambridge im Jahr 1209. Damals wurde der Grundstein für eine der ältesten Universitäten der Welt gelegt. Ihren ursprünglichen Charakter als ruhiger Ort des Denkens hat die Universität bis heute bewahrt. Diese Atmosphäre spiegelt sich auch heute noch in den zahlreichen üppigen Universitätsgärten und -anlagen wider.
Die Flucht der Gelehrten und die Anfänge der Universität
Im Jahr 1209 flohen einige Gelehrte aus Oxford nach Cambridge, um den Unruhen zu entkommen, die durch die Ermordung eines Studenten ausgelöst worden waren. Diese Gruppe legte den Grundstein für eine der ältesten Universitäten der Welt, die University of Cambridge. In den frühen Jahren war die Universität von Disziplinlosigkeit geprägt, da die Studierenden keiner bestimmten Institution angehörten und keiner klaren Aufsicht unterstanden. Dies führte zu einem Leben des Kommens und Gehens nach Belieben, ohne feste Regeln oder Verantwortlichkeiten.
Heinrich III. und die Einführung von Disziplin
Der Mangel an Ordnung und Disziplin nahm ein solches Ausmaß an, dass König Heinrich III. im Jahr 1231 einschreiten musste. Er erließ eine Reihe von Verordnungen, die darauf abzielten, ungebührliches Verhalten zu bestrafen und die Studierenden zur Ordnung zu bringen. Diese Maßnahmen legten das Fundament für das disziplinierte Lernumfeld, das heute in Cambridge und im gesamten britischen Bildungssystem zu finden ist.
Der Bischof von Ely und die Gründung des ersten Colleges
Neben diesen Verordnungen erkannte auch der Bischof von Ely die Notwendigkeit, die Probleme in Cambridge zu lösen. Er schlug vor, spezielle Unterkünfte für die Studierenden zu schaffen. Daraus entstanden zwei Studentenhäuser, die später als “The House of St. Peter” bekannt wurden – das erste College der University of Cambridge.
Cambridge zu Zeiten der Industrialisierung
Im 19. Jahrhundert erlebte Cambridge eine tiefgreifende Veränderung. Die Industrialisierung und der Bau der Eisenbahn führten zu einem raschen Wachstum der Stadt. Zuvor war Cambridge eine kleine, lokale Marktstadt gewesen. Doch mit dem technischen Fortschritt, insbesondere in der Agrarproduktion, und der steigenden Lebenserwartung nahm das Handelsvolumen rasant zu. Ein entscheidender Wendepunkt war das Jahr 1845, als die erste Eisenbahnstrecke etwas außerhalb der Stadt verlegt wurde. Dies führte nicht nur zu einem Anstieg der Beschäftigung, sondern auch zur Entwicklung von umliegenden Dörfern wie Romsey Town. Durch die Eisenbahn war Cambridge nun direkt mit der Hauptstadt London verbunden und wuchs weiter – die Bevölkerung erreichte zu dieser Zeit 10.087 Einwohner.
Cambridge im 20. und 21. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert erlebte Cambridge eine bedeutende Weiterentwicklung und entwickelte sich zu einem Zentrum für Technologie und Innovation. Besonders die Elektronikindustrie spielte eine zentrale Rolle und veränderte das Stadtbild nachhaltig. In den 1980er Jahren wurde zudem ein Businesspark gegründet, der das wirtschaftliche Wachstum weiter vorantrieb. Während die Universität in den vorherigen Jahrhunderten das dominante Element der Stadt war, nahm ihre Rolle im 20. Jahrhundert im Vergleich zu den neuen aufstrebenden Industrien ab. Neue Wirtschaftszweige, insbesondere die Elektronik- und Technologiebranchen, siedelten sich an und prägten die Stadt. Heute ist die Region um Cambridge, auch als „Silicon Fen“ bekannt, eines der weltweit führenden Zentren für Biotechnologie und Informationstechnologie.
Das heutige Cambridge - eine globale Universitätsstadt
Cambridge ist heute eine Stadt, die Wissenschaft, Kultur und Geschichte harmonisch vereint. Die University of Cambridge bleibt eine der renommiertesten Hochschulen weltweit und hat sich als globales Zentrum für Wissen, Innovation, Forschung und Bildung etabliert. Zu ihren berühmtesten Absolventen zählen herausragende Persönlichkeiten wie Stephen Hawking und Charles Darwin.
Die Universität besitzt eine der größten Bibliotheken der Welt mit über 9 Millionen Büchern und Medien. Diese beeindruckende Sammlung spiegelt die zentrale Rolle wider, die Cambridge in der akademischen Welt einnimmt. Insgesamt wurden 89 Nobelpreise an Wissenschaftler verliehen, die entweder in Cambridge gelehrt oder studiert haben, was den außergewöhnlichen Einfluss der Universität unterstreicht.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Universität war die Zulassung von Frauen im Jahr 1948. In diesem Jahr erhielten Frauen offiziell die gleichen Rechte wie Männer, einschließlich der Erlaubnis zur Graduierung. Das erste Ehrendiplom wurde im selben Jahr an die Queen Mum verliehen.
Cambridge ist somit nicht nur eine Stadt mit reicher Vergangenheit, sondern auch ein Ort, der kontinuierlich die Zukunft durch Bildung und Innovation prägt.
Fazit
Die Entwicklung von Cambridge von einer kleinen Siedlung am Fluss Granta zu einer der angesehensten Universitätsstädte der Welt ist beeindruckend. Die enge Verbindung zwischen Stadt und Universität hat über die Jahrhunderte hinweg eine einzigartige Kultur des Lernens geschaffen. Cambridge ist heute nicht nur ein Symbol für akademische Exzellenz, sondern auch ein Zentrum für Innovation und Fortschritt.